Ursache und Behandlung der „BULIMIE“
Viele Menschen leiden unter dem Problem, besonders in Stress- und Belastungszuständen zuviel zu essen und sich dann wieder (meist auf der Toilette) zu erbrechen. Viele Frauen, aber auch nicht wenige Männer leiden unter diesem Symptomverhalten „Essen und Kotzen“. Nicht selten betreiben die Betroffenen über viele Jahre hinweg HEIMLICH dieses erniedrigende Ritual, auch wenn ihnen die Schädlichkeit für den Körper, besonders aber für Zähne und Haare bewusst ist. Das Problemverhalten als solches UND ihre Unfähigkeit, es zu beenden ist zudem eine Quelle für begleitende Schamgefühle.
Frage an den Psychotherapeuten: Welche seelischen Bedingungen verursachen das Symptomverhalten „Essen und Kotzen“ und welche Faktoren halten es aufrecht, bzw. machen es resistent gegen Veränderungen?
Antwort: Das Problemverhalten „Essen und Kotzen“ ist eine „Lösung für ein komplexes seelisches Problem“. Diese Essstörung entwickelt sich -meist in der Pubertät – in Bezugssystemen (Familie etc.) , in denen das Essen nicht nur zur Nahrungsaufnahme bzw. Sättigung diente, sondern auch mit dem Gefühlszustand wichtiger Bezugspersonen (BP)verknüpft war. Die Nahrungsaufnahme des Kindes bzw. des jugendlichen Menschen wird auf das engste verknüpft mit der Zufriedenheit bzw. Zufriedenstellung der versorgenden Bezugsperson. Das Kind bzw. die/ der Jugendliche darf also nicht lediglich selbstbestimmt „essen“, sondern ist auch noch in hohem Maße für das Wohlergehen des Nahrungsversorgers „verantwortlich“. So kann zum Beispiel eine nur teilweise Nahrungsaufnahme (etwa weil eine Sättigung erreicht ist), eine Nahrungsverweigerung (Sättigung liegt vor, das Essen ist ungenießbar oder speziell dieses Essen liegt außerhalb des Geschmacksspektrums) oder oder eine Kritik an der Nahrungsversorgung bei der versorgenden BP zu spürbaren emotionalen Verstimmungen wie Traurigkeit, Ärger, Unglücklichsein und heftigen Verhaltensreaktionen (Vorwürfe, Drohungen, Schuldgefühle machen) führen.
Neben der Nahrungsaufnahme wird in dieses BS auch der emotionale Status der versorgenden BP verknüpft, und letztlich ist damit auch der Status des Kindes innerhalb des BS mit ESSEN verknüpft. Während der Pubertät findet eine Autonmieentwicklung der Jugendlichen Essers statt. Ab einem gewissen Alter möchte die jungen Menschen die Menge an Essen, und die Beschaffenheit, die Zusammensetzung etc. selbst bestimmen.
Im Problemverhalten findet der/ die Jugendliche eine „Lösung“, dass zunächst die von der versorgenden BP angebotene Menge konsumiert wird, um dem emotionalen Anspruch der BP gerecht zu werden, gut und ausreichend zu versorgen – und damit den Status im Bezugssystem nicht zu gefährden (drohender Ausschluss aus dem System, oder drohende Abwendung der BP bzw. Isolierung des Jugendlichen). Die „heimliche“ Entsorgung dient dazu, das eigene Mass der Nahrungsaufnahme umzusetzen, bzw. sich einem „Mastprogramm“ zu entziehen, ohne die verantwortlichen, systemrelevanten Bezugspersonen bzw. deren Erwartungen nicht zu entäuschen.
Nach außen erfüllt der Esser die Verhaltenserwartungen der BP, um deren emotionalen Status nicht zu gefährden, nach innen (auf der Toilette) findet im verborgenen die eigene! wertvolle Korrektur des bewusst konsumierten „Zuviels“ auszugleichen.
Auf diese Weise wird das Öffentliche Zuviel Essen und da heimliche Weg-Kotzen zu einer verdeckten AUTONOMEN Nahrungsaufnahme mit dem Ziel, das eigene Maß zu finden und die Verantwortung für die eigene FIGUR selbst in die Hand zu nehmen.
Das „ProblemVerhalten ESSEN UND KOTZEN“ ist eine kunstvolle seelische Lösung des Jugendlichen, sich emotionalisierten Mastprogrammen der BP zu entziehen und zugleich den Verbleib innerhalb des Bezugssystems nicht zu gefährden. (Das eigentliche Problem ist allerdings die Interaktionsstörung der versorgenden BP, die das Essverhalten der zu Versorgenden mit der eigenen emotionalen Befindlichkeit oder ihrem Status im BS unzulässigerweise verknüpft).
Essen und Kotzen: Kompromißverhalten zwischen Erwartungserfüllung der BP bezügl. ihres Status und ihrer emotionalen Stabilisierung einerseits und den Bedürfnissen des/ sder Jugendlichen bezüglich eigener Autonomieentwicklung (Auch beim Essen das eigene Maß finden und die Figur behalten, schlank bleiben OHNE SCHULDGEFÜHLE vs. der BP)
Zur BP: „Ich bin so schlank, weil ich auf meine Ernährung achte und auf meine Figur aufpassse. Ich habe meine Ernährung selbst in die Hand genommen und von Deinen Erwartungen abgekoppelt, habe mich deinem Mastprogramm entzogen, weil ich nicht so dick sein möchte wie DU! Alle Menschen möchten schlank sein, UND ICH AUCH!“
(Einerseits Abkoppelung der Autonomieentwicklung (selbst die Essensmenge regulieren, nicht dick werden) und die Befriedigung der Verhaltenserwartung der versorgenden Bezugsperson sowie die Verhinderung einer Ausgrenzungs- oder Abwenundungsdrohung)