Schutz vor pathogener Kommunikation

„Der Seelische Schutzschirm“: 

Identifizierung und Disruption pathogener Narrative im sozialen Bezugssystem

Dipl.-Psych. Klaus Wieland

Ein Ratgeber zum Umgang mit negativer Kommunikation in psychischen Krisen und während ambulanter Psychotherapie

EINLEITUNG

Im Falle psychischer Krisen spielt das Thema „Ressourcenaktivierung“ für die Betroffenen eine wesentliche Rolle. Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten sollen optimiert, mentale Stärken, Fähigkeiten und Interessen  geweckt, Hilfen aktiviert und in den Dienst der Krisenbewältigung  gestellt werden. Diesbezüglich gibt es einen großen Fundus an wertvoller Literatur mit den unterschiedlichsten Hilfsangeboten.

In diesem Ratgeber geht es in erster Linie um die Abwehr von bzw. den Schutz vor pathogenen kommunikativen Einflüssen. Zu diesem Zweck werden die häufigsten emotionalen und energetischen Bedrohungen aus dem sozialen Bezugssystem aufgeführt, die Ihnen den Weg heraus aus der psychischen Krise trotz! optimalen Potentials und hinreichender Ressourcen verzögern, behindern oder sogar verhindern können.

Organische Krankheiten werden durch Viren und Bakterien übertragen, pathogene Narrative (Vorwürfe, Verurteilungen, Beschämungen, Entwertungen, Verpflichtungsdruck etc.) „übertragen“ seelische Verletzungen – von Entwertungen, Verunsicherungen und Beschämungen bis hin zu schweren psychischen Deformationen. Der sich in Krise befindliche Mensch wird nicht selten zur Zielscheibe VERBALER ATTACKEN, VERLETZENDER SPRÜCHE UND BELASTENDER „VERHÖRE“ aus seiner sozialen Umgebung heraus.

Mit dem Beginn der Psychotherapie sollte ihre Seele als „Deponiegelände“ für die Probleme und Sorgen anderer Menschen geschlossen werden!  Verklappungen von „emotionalem und thematischem Sondermüll“ werden ab sofort nicht mehr zugelassen. Sie sind keine schlechter Mensch, wenn Sie sich vor weiterer Verschmutzung ihrer Seele schützen. Stattdessen findet im Rahmen der Psychotherapie eine systematische Aufarbeitung der bestehenden giftigen Rückstände aus  Beschämungen, Schuldzuweisungen, Ängstigungen, verbalen Verletzungen, Bedrohungen etc. statt.

1.  Lasse Dich von niemandem aushorchen oder thematisch und emotional ausbeuten bezüglich Deiner psychischen Probleme oder Deiner Schwächen!

2. Lasse Dir von niemandem Schuldgefühle einreden, dass Deine Probleme anderen Menschen „Kummer und Sorgen“ bereiten! 

3. Höre Dir keine Sorgen und Nöte anderer Menschen an und vermeide auch mediale Ärger- und Problemformate! (Besser: mediale Schonkost, Reisen, Technik etc.)

4. Lasse Dich nicht in Gespräche über abwesende dritte Personen hineinziehen! 

5. Lasse Dich von niemandem als Kümmerer und Problemlöser verpflichten!

6. Lasse Dich nicht von den Erwartungen  anderer Menschen unter Druck setzen!

7. Lasse Dir von niemandem Themen aufnötigen über die Du nicht reden möchtest!

8. Lasse Dich von niemandem in konstruierte Vergleiche mit anderen Menschen einspannen – weder als „Leuchtendes Vorbild“ noch als „Ewiger Verlierer“!

9. Lasse Dich nicht verwirren und verunsichern durch „Rat-Schläge“ von Laientherapeuten oder Besserwissern!

10. Lasse Dich von niemandem durch verletzende Bemerkungen oder dumme Sprüche von Deinem Weg abbringen!

11. Schütze Dich vor raffinierten Therapie-Sabotagen und vor dem Versuch Deine Autonomieentwicklung zu hintertreiben!  

12. Lasse Deine psychischen und physischen Kräfte nicht von Energiesaugern ausnutzen und ausbeuten. 

Dipl.-Psych. Klaus Wieland     

„Der Seelische Schutzschirm“: Identifizierung und Disruption pathogener Narrative im sozialen Bezugssystem

WICHTIGE INFORMATION 1: Wenn nachfolgend von pathogenen Kommunikationsstilen bzw. pathologischem Kommunikationsmilieu (Pathogene Narrative) die Rede ist, heißt das keinesfalls, dass die Bezugspersonen (BP) der Patienten „Heuchler“, „böswillige Saboteure“ oder  „Psychopathen“ sind, die Freude am Unglück ihrer Mitmenschen haben! (Die gibt es und auch mit ihnen müssen wir rechnen, aber es sind tatsächlich seltene Ausnahmen). Allerdings sind bestimmte Fragen, Sätze und „Sprüche“ (s.u.) besonders für Kinder und Jugendliche, aber auch für viele Erwachsene, die sich in diesem speziellen „Kommunikationsmilieu“ bewegen, psychisch belastend bis re-traumatisierend. (Auch und gerade dann, wenn diese „Sprüche/ Sätze“ von Personen kommen, die persönlich sehr nahe stehen).  Die negativen, pathomorphen Auswirkungen dieser Kommunikationsstile ist allerdings den meisten BP nicht bzw. nicht voll bewusst. 

WICHTIGE INFORMATION 2: Der nachfolgend oft verwendete allgemeine, geschlechtsneutrale -Begriff „Bezugsperson“ (BP) ist ganz bewusst gewählt. Zum einen soll damit unbedingt der Eindruck vermieden werden, es gehe im nachfolgenden Text in irgend einer Weise um geschlechtsspezifische Schuldzuweisungen oder Erziehungs-Vorwürfe gegen Eltern- oder, Großelternteile, Tanten oder Onkel (KEIN ELTERNBASHING!). Sowohl BP-Männer als auch BP-Frauen können auf das kindliche bzw. jugendliche Auffassungsvermögen bzw. die erwachsene Seele im Krisenmodus durch spezifische emotionale Sprache mehr oder weniger pathogen wirken! Es kommt also nicht auf das Geschlecht der BP an, sondern auf die Verwendung pathogener Kommunikationsstile. Für ein Kind, einen Jugendlichen oder einen erwachsenen Menschen ist es psychisch verletzend, als „Idiot“, „Dummkopf“, „Versager“, „Sorgenkind“ etc. bezeichnet zu werden, ganz gleichgültig, ob diese Sätze von Männern oder Frauen ausgesprochen werden.

WICHTIGE INFORMATION 3: Alle im Text verwendeten Beispiele sind treffende Originalzitate aus vielen Therapiesitzungen. Lediglich einige wenige – einzigartige – Zitate, die zur Entdeckung des Patienten führen könnten, wurden vom Autor sinnhaft verändert.)

Pathogene Kommunikation und wie Sie sich davor schützen können. 

Die „12 Krisengebote“ enthalten eine Sammlung der häufigsten pathogenen Narrative und sollen Ihnen einen Abgleich („Scanning“) mit den Kommunikationsstilen Ihrer eigenen sozialen Beziehungslandschaft erleichtern.  

Treffende und erprobte „Reaktionsstrategien“ und „Antwortschablonen“ sollen Ihnen helfen, sich im Falle verbaler Attacken adäquat wehren zu können („Disruption“) ohne langes Suchen. 

Ziel: Ein möglichst geschützter externer Behandlungsraum mit einem „heilungsförderlichen“ emotionalen Klima und ausreichender „Entwicklungsenergie“ soll Ihnen – neben anderen Interventionen- helfen aus Ihrer seelischen Krise herauszukommen!

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DER SEELISCHE SCHUTZSCHIRM ODER DIE 12 KRISENGEBOTE:      

(Ab hier BAUSTELLE: als kleiner psychologischer Einzelkämpfer komme ich nur stückweise voran…aber es wird…)

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1.)  Lasse Dich von niemandem aushorchen oder thematisch und emotional ausbeuten bezüglich Deiner psychischen Probleme oder Deiner Schwächen!

„Wie geht es es Dir?“, „Wie fühlen Sie sich jetzt?“, „Was machen  Deine Ängste?“, „Wie fühlt sich denn eine Depression an?“, „Wie ist ein Leben mit Kontrollzwängen?“ „Ich habe gehört Du bist Autist!?“, „Wann sind Sie wieder gesund?“ sind Eröffnungen von Gesprächen, wodurch ANDERE MENSCHEN SEHR VIEL ÜBER SIE UND IHRE PROBLEME WISSEN (ohne Ihnen zu helfen!) und wonach SIE SICH ANSCHLIEßEND SCHLECHTER FÜHLEN WIE ZUVOR!

(Zur thematischen und emotionalen Ausbeutung zählt leider häufig auch die Teilnahme an medizinisch-psychologischen Studien, in denen die Teilnehmer nach körperlichen Befindlichkeiten und emotionalen Zuständen befragt werden, ohne dass diesen im Gegenzug individuellen Rat und Hilfe bezüglich ihrer Probleme erhalten. Lassen Sie sich bitte nicht auf Studien ein, in denen Sie wie ein Testkaninchen für Masterarbeiten, Promotionen oder Habilitationen ausgebeutet werden, ohne dass Sie dabei für sich persönlich einen guten Nutzen ziehen können).

! Reaktionsempfehlungen bei „Befindlichkeitsfragen und Aushorchungen“  

Im Falle psychischer Probleme und seelischer Krankheit reagieren viele Menschen sehr neugierig, explorativ, aushorchend – und oft auch ungewollt stigmatisierend („Habe gehört Du bist Autist?“). Durch intensives Nachfragen bezüglich Ihrer Krisenverfassung und ihrer psychischen Probleme werden Sie zum Opfer von Neugier, Wissensdurst, Mitleid, Häme oder Überlegenheitsgehabe anderer Menschen. Die Gefahr ist groß, von anderen Menschen unter dem Deckmantel heuchlerischer „Anteilnahme“ oder „Mitleid“ thematisch und emotional ausgebeutet zu werden. Ohne das die Nachfrager Ihnen konkret helfen können oder wollen gelangen diese in Besitz von intimem, sensiblem Wissen über Sie – ohne dass Sie Gleichwertiges vom Gegenüber erhalten. Von deren mitleidiger Anteilnahme, von deren Mitleid können Sie sich im Krisenfall nichts kaufen – und erst recht nicht von verdeckter Häme. Ganz im Gegenteil: Nach diesen aushorchenden Gesprächen fühlen Sie sich erst recht am Boden,  psychisch nackt, ausgebeutet und beschämt…  

Reaktionsempfehlung:  Spielen Sie dem neugierigen Nachfrager die Frage zurück:

„Was machen Deine psychischen Probleme, deine Ängste, deine Depressionen?““ Inzwischen habe ich meine Hilfen, es geht bergauf! Und, wie sieht es bei Dir aus?“

Im Anschluss an diese Art „Aushorchungen“ verlieren Sie völlig aus dem Blick, dass ihre aktuellen seelischen Probleme nur einen Bruchteil ihrer Person ausmachen und auch einem vorübergehenden krankheitswertigen Zustand geschuldet ist. Das Allermeiste in Ihrem Leben gelingt Ihnen meist besser wie vielen Anderen.  

Reaktionsverorschlag: „Danke der Nachfrage, aber lassen Sie uns bitte über andere Themen sprechen!“

Ein defensiver, restriktiver Umgang mit Fragen bezüglich ihrer seelischen Befindlichkeit und ihrem aktuellem Krankheitszustand verhindert außerdem, dass Sie beim Friseur oder beim Kaffeekränzchen als „Die Magersüchtige“, „Der Autist“, „Der Depressive“ oder gar „Der Spinner“ zum Thema gemacht werden.    

„Wie geht es Dir?“ „Wie geht es Ihnen?“ Der Befindlichkeitsfrager will etwas von Ihnen wissen, möchte Informationen über Sie und Ihre Erkrankung! Er bereichert sein eigenes Leben mit ihren! Problemen  – ohne Ihnen bei ihrer psychischen Problematik konkret helfen zu können – und ohne Ihnen etwas Problematisches von sich selbst preis zugeben. Dafür hat er am Kaffeetisch oder beim Friseur immer etwas zu erzählen: Sie sind in seinen Erzählungen der Pechvogel, der Kranke, der Verlierer, der Faule etc.! STOPPEN Sie diese „Aushorchung“, Krankheitsexploration und Krankenausbeutung durch wissbegierige „Neugierige“.

Die meisten Befindlichkeits-Frager halten es für ganz normal, Sie ganz selbstverständlich zu Ihren psychischen Problemen befragen zu dürfen, und reagieren nicht selten verärgert, wenn sie keine befriedigenden Antworten erhalten: so als hätten sie EIN RECHT AUF IHRE ANTWORT! Nicht selten reagieren sie verschnupft und versuchen es mit subtilen Schuldvorwürfen: „MAN WIRD JA WOHL NOCH FRAGEN DÜRFEN…!“

Reaktionsempfehlung: „Sie/ Du dürfen/ darfst mich ALLES fragen, aber ich möchte nicht darauf antworten – weil es DICH/ EUCH/ SIE NICHTS ANGEHT! Wir können uns aber gerne über andere Themen unterhalten!“

Verhaltensempfehlung auf Befindlichkeitsfragen:

„Mir geht es soweit ganz gut –  und wie geht es Dir/ Ihnen??“

Eine andere Reaktion zielt auf eine mögliche „Hilfeleistung“ der freundlichen Nachfrager ab:

„Habe gehört, es geht Ihnen nicht so gut?“ „Danke der Nachfrage, was möchten Sie für mich tun!?“

Bei der Beantwortung von Befindlichkeitsfragen im öffentlichen Raum („Wie geht es Ihnen?“) sollten Sie sich möglichst bedeckt halten. Antworten sie eher allgemein ausweichend, knapp und eher „positiv“ („Es muss gehen, und es ist ganz okay so!“), und stellen dem an ihrem Schicksal interessierten Aushorcher umgehend eine Gegenfrage („Es geht so, – und wie geht es Ihnen?“). Dann werden Sie ganz schnell merken, dass sich dieser Mensch in Allgemeinplätzen verliert und sich schnell verdrückt…

Andere Menschen möchten aus den verschiedensten Gründen wissen, wie es ihnen geht, besonders wenn Sie psychische Probleme haben – ohne das sie selbst irgend etwas über ihre eigenen Probleme preisgeben. Fragen stellen ist ihnen ja auch erlaubt – aber Sie müssen nicht jede Frage beantworten. Die Nachfrager können – und wollen – Ihnen bei der Lösung ihrer Probleme nicht wirklich helfen. Die Befindlichkleitsfrager tragen nichts Konkretes zu ihrer Heilung bei, und für deren wohlfeilen Trost oder Mitleid können sie sich in ihrer Problemlage nichts kaufen! Im Gegenteil, nach den erfolgten Aushorchungen wird es Ihnen noch schlechter gehen: Sie fühlen sich als Verlierer und haben einen völlig abgeschirmten Menschen mit intimem Wissen über Sie versorgt. Einer fühlt sich anschließend schlecht, der andere fühlt sich gut – und raten Sie mal, wer sich schlecht fühlt!?

Reaktionsempfehlung: Gegebenfalls sollten Sie kurz und knapp antworten und dann die Befindlichkeitsfrage an ihr Gegenüber zurückspielen

„Mir geht es den Umständen entsprechend, UND WIE GEHT ES IHNEN?“).

„Es geht so, ich komme zurecht; wie ist es denn bei Ihnen?“

Teilen Sie Ihre Probleme lediglich mit Profi-Helfern (Psychotherapeuten), mit guten Freunden, die ebenfalls Krisenerfahrung haben oder Sie von Ihren Problemen ablenken können!  Diese Menschen können Ihnen sogar Rat geben, wie sie selbst aus ihrer Krise herausgekommen sind, wer oder was ihnen dabei geholfen hat.

Menschen, denen Sie sich gefahrlos öffnen können sind ihre „BEST BUDDIES“: die wollen gar nicht viel von ihren Problemen hören, sondern gehen mit Ihnen Billard spielen, zum Fußball, in die Sauna, zum Sport oder Zocken bis der Hahn kräht…

Andere Vertrauenspersonen sind die zur Verschwiegenheit verpflichteten professionellen Helfer wie die Psychotherapeuten, die Haus- und Fachärzte (zB. FA für Psychiatrie), aber auch der Pfarrer oder Sozialarbeiter sind vertrauensvolle Ansprechpartner.

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2. Lasse Dir von niemandem vorwerfen, dass Du anderen Menschen „Kummer und Sorgen“ mit Deinen Problemen bereitest!

„Wir machen uns alle sehr große Sorgen wegen Dir!“, „Du bereitest nichts als Kummer und Sorgen!“; „Du willst doch wohl nicht, dass unsere Nachbarn denken…!“,  „Du willst doch wohl nicht schuld daran sein, wenn wir uns ständig Sorgen machen, wenn wir nicht schlafen können, wenn wir Herzprobleme bekommen/ wenn wir demnächst unter der Erde liegen/ wenn wir vor Kummer sterben!“ , , „Ist das jetzt etwa der Dank dafür, dass wir Dich jahrelang unterstützt haben…!“, „Deine Ängste schon wieder…stell Dich doch nicht so an!“.

Wehren Sie sich vor DENJENIGEN, deren Sorgen Sie angeblich aufgrund ihrer psychischen Probleme verursachen!

„Ich/ Wir alle/ Deine Mutter/ Dein Vater/ Oma/ Opa etc. machen uns große Sorgen wegen Dir!“, „Du bereitest Du uns nichts als Kummer und Sorgen!“ 

Stoppen Sie Menschen, die sich „große Sorgen“ um Sie und ihre Erkrankung machen. Diese Menschen bereiten Ihnen mit ihren „großen Sorgen“ statt Unterstützung und Hilfe zusätzlich Schuld- und Schamgefühle , während sie selbst sich in einer psychischen Krise befinden. Statt Ihnen zu helfen – oder Sie mindestens in Ruhe zu lassen – wird Ihnen durch diese verdeckten Vorwürfe die Verantwortung für die guten Gefühle und die Nachtruhe anderer Menschen aufgebürdet.  

„Ich/ Wir/ Vater/ Mutter/ WIR ALLE mache(n) mir/ uns große Sorgen um Dich!!!“) „Du bereitest uns nichts als Kummer und Sorgen…“ „Ist das jetzt der Dank für unsere Mühe und unser Geld, dass Du jetzt hier so antriebslos bist!““Deine Oma wäre sehr enttäuscht!“ „Was sollen wir denn noch alles tun?“

Reaktionsempfehlung: „Bitte behalte Deine/ behaltet Eure Sorgen für Dich/ für Euch!“

„ICH habe ein Problem und mir geht es schlecht, aber ich möchte nicht auch noch für eure Gefühle verantwortlich sein oder gar Schuldgefühle haben, weil ich krank bin!“

„Ich brauche jetzt euer Verständnis, eure Hilfe, und wenn ihr dies nicht leisten könnt lasst mich bitte in Ruhe.“

„Mir geht es nicht gut, aber eure SORGEN bereiten mir jetzt zusätzlich noch Schuldgefühle. Ich möchte mich nicht auch noch für euer Gefühlsleben und euren Nachtschlaf verantwortlich fühlen!“

„Verschont mich bitte von euren Sorgen, mir geht es so schon schlecht genug!“

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3. Höre Dir keine Sorgen und Nöte anderer Menschen an und vermeide auch mediale Problemformate!

Machen Sie sich im Falle eigener Krise nicht zum Problemcontainer für andere Menschen…

In persönlichen Krisen unverzichtbar: Beenden Sie Ihre Rolle als Kummerkasten oder Kotztüte für andere Menschen!
Wer selbst Probleme hat! und beim Psychotherapeuten sitzt sollte sich auf keinen Fall zum Container von Fremdproblemen machen! (Wer Grippe hat, möchte auch in einem sauberen wohlriechenden Zimmer gesund werden).

Reaktionsempfehlungen:

STOP PROBLEMCONTAINING! IM FALLE EIGENER KRISE BITTE KEINE SORGEN UND PROBLEME ANDERER MENSCHEN MEHR ANHÖREN…

Beenden Sie ihre Rolle als „Kummerkasten“, „Problemcontainer“, „Seelischer Mülleimer“ oder „Kotztüte“ für andere Menschen (Für „Entsorger“, weil diese bei Ihnen den eigenen Problemdruck „entsorgen“).
Wenn Sie selbst unter einer psychischen Erkrankung leiden oder in einer persönlichen Krise stecken, sollten Sie sich nicht mehr länger die Sorgen und Probleme anderer – auch nahestehender! – Menschen anhören oder sich zu eigen machen! Statt seelisch zu heilen nehmen Sie krankmachenden, psychisch belastenden „Problemmüll“ über ihre Ohren in ihre Seele auf.

Beispiel für „Entsorger“: „Du bist wirklich ein guter Freund, bei Dir kann ich stundenlang über meine Probleme reden: Du bist der Einzige, der mir zuhört!“

Reaktionsempfehlung: „Mir geht es derzeit selber nicht gut, bin in einer Krise. Deine Sorgen und Nöte belasten mich in diesem Zustand zu sehr. Zudem kann ich Dir bei der Lösung Deiner Probleme ohnehin nicht helfen, bitte suche Dir andere, evtl. professionelle Hilfe um Deine Probleme zu lösen“).

„Ich merke, dass Du selbst auch Problemdruck hast und würde Dir gerne helfen. Im Moment habe ich aber genug mit mir zu tun, so dass ich Dich bitte, Dir anderweitig professionelle Hilfe zu suchen. Wir können  aber gerne überlegen, wie wir uns eine gute Zeit vertreiben können: Wie wärs mit Joggen, Kniffeln, Serie schauen oder Zocken?“

Schirmen Sie sich auch vor negativem medialen! Stress ab

Negative, belastende Filme und Videos ziehen entsprechend negative Emotionen nach sich.
Vermeiden Sie während der psychotherapeutischen Behandlung nach Möglichkeit den Konsum „Toxischer“ Formate. Negative, emotional stressende Sendungen in Fernsehen, Internet und anderen Medien lagern sich auf ihre eigenen Ängste oder depressiven Emotionen auf statt sie zu lindern. Satt Berichten von der Kinderkrebs-Station oder dem Hospiz, statt den ewigen Berichten über brutale Kriegs- und Bürgerkriegsfolgen besonders für Kinder, statt verunsichernde oder erschütternde Talkshows sollten Sie sich im Krankheitsfall mal wieder lustige und unterhaltsame Serien und Sendungen gönnen. Statt „Schweigen der Lämmer“ oder „Club der roten Bänder“ lieber mal wieder Mister Bean, Die Simpsons oder gute Comedy anschauen; statt Beethovens späten Streichquarteten sollten Sie mal wieder die gute Mucke aus ihrer grossen Zeit hören.

Motto: besser „Easy Listening“ und „leichte Fernseh- Kost“ statt Dramen, Todes- oder Existenzkämpfe.

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4. Lasse Dich nicht in Gespräche über abwesende dritte Personen hineinziehen! 

Wieso ist das wichtig?
Gespräche über – nicht anwesende – Dritte bergen zum einen die Gefahr, emotional von ihrem Gesprächspartner vereinnahmt zu werden und belastende Vor-Urteile über die nicht-anwesende Person zu bilden. Darüber hinaus sind Sie in dieser Gesprächssituation nicht in der Lage, die erhaltenen Informationen über Abwesende sofort auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen zu können. Zum Dritten ermächtigen Sie den Gesprächspartner, ihre Bemerkungen dem Abwesenden tendenziell verfälscht oder strategisch verzerrt weiter zu tragen: dann haben Sie u.U. einen Feind und Sie wissen nicht, wieso!

Merke: In Krisen sollte man nach Möglichkeit keine unnötigen emotionalen Baustellen aufmachen! Im Zweifel ist Ihnen ja vielleicht gerade die Person hilfreich, über die jemand mit Ihnen reden möchte. 

Reaktionsempfehlungen:

„Über nicht-anwesende Personen möchte ich nicht reden, aber wir können sehr gerne über Dich und mich reden!“ könnte eine Antwort ihrerseits sein.

„Ich verstehe, dass Du jetzt über XY reden möchtest, aber mir ist es wichtig, dass ich persönlich mit ihm/ ihr spreche.  Direkte Gespräche verringern die Gefahr von Missverständnissen!“

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5. Lasse Dich von niemandem als Kümmerer und Problemlöser verpflichten!

Lassen Sie sich im Krisenfall nicht dazu einspannen „Fremdinteressen“ zu erledigen! „Du hast doch jetzt Zeit, da kannst Du doch renovieren, Keller aufräumen, beim Umzug helfen, Tapeten kleben etc.“)

Auch die Sorgen und Probleme von Eltern oder Großeltern gehören im Falle eigener Krise nicht auf ihre Schultern!

Beziehungs-, Gesundheits- oder Geldprobleme der Eltern gehören nicht in Kinderohren und auf Kinderschultern abgeladen! Die eigenen Kinder sollten in Ruhe und Frieden aufwachsen und ihr Leben leben können, unbelastet von den elterlichen Sorgen und Nöten (Das eigene Leben ist oft anstrengend und problematisch genug!). Dieser Rat ist ganz besonders einzuhalten, wenn man sich selbst in einer psychischen Krise befindet!

Das Aufladen elterlicher ODER großelterlicher  Sorgen, der Beziehungs-, Gesundheits- oder Finanzprobleme von Mutter, Vater etc. auf die Schultern (auch der erwachsenen) Kinder verbietet sich! Die elterlichen „Sorgen“ um deren eigene Probleme sollten nicht den eigenen Kindern überantwortet werden, sondern auf der „elterlichen Ebene“ gelöst werden.

Eltern und Großeltern und andere nahestehende Verwandte sind stattdessen angehalten, sich anderweitig Hilfen zu holen (Freunde, Ärzte, Psychotherapeut, Schuldnerberater, Pfarrer, KFZ-Werkstatt etc.) anstatt das den Krisenzustand ihres Kindes zu belasten.

Auch die „erwachsenen“ Kinder (mit oder ohne Partnerschaft, Familie, Kindern etc.) haben das Recht, möglichst unbelastet von den Sorgen und Nöten ihrer Eltern ihr eigenes Leben zu führen. In diesem gibt es meist genug Probleme zu bewältigen, wie z.B.  die Gestaltung des Familienlebens, die Sicherung der Existenz durch Arbeit, die Pflege der Paarbeziehung, die Erziehung der Kinder, Probleme lösen in Schule und Arbeitsplatz etc.).

Reaktionsempfehlungen: „Liebe Eltern, ich würde euch sehr gerne helfen. Leider geht es mir selbst nicht gut, und ich brauche alle Kräfte und auch Zeit für mich selbst. Ich kann aber mit euch gemeinsam überlegen, wer euch helfen kann bzw.  wie oder womit eure Probleme bearbeitet und gelöst werden können.“

„Derzeit kann ich mir keine Probleme anderer Menschen aufladen, – und auch nicht von euch – da ich alle Kräfte benötige, um gesund zu werden. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn ihr mir mal wieder mein Lieblingsessen kochen würdet, mit mir mal wieder Spiele spielt, mich ablenkt von meine Problemen.“

„Ich bin derzeit in einer Situation, wo ich eure Hilfe als Eltern/ als Mutter/ als Vater brauche! Mir geht es nicht gut, aber mit eurer liebevollen Unterstützung komme ich vielleicht ein Stück weit aus dem Loch heraus!“

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6. Lasse Dich nicht von überzogenen Heilungserwartungen  anderer Menschen unter „Genesungsdruck“ setzen!

„BIST DU IMMER NOCH IN THERAPIE?“  „DAS WIRST DU UNS DOCH WOHL NICHT ANTUN?“

Der Erwartungsdruck des Einen ist der Erfolgsdruck und die „Erwartungserfüllung“ des Anderen! Hinter den Erwartungen ihrer Lieben stecken oft massive Ängste, dass Sie ihren (Rollen-)Funktionen im System nicht gerecht werden. (Was im Krankheitsfall ja auch tatsächlich so ist!) Diese Ängste finden dann Ausdruck in erpresserischen Vorwürfen oder hohem Erwartungsdruck bezüglich ihrer „Wiederherstellung“. („Wann denn …endlich wieder?“ „Andere wären schon längst…!“).

Der Erwartungsdruck von Angehörigen bezüglich rascher Heilung und zügigem „Funktionieren“ löst im Kranken selbst einen „Erfolgsdruck“ aus („Müßte ich denn nicht schon längst wieder gesund, wieder arbeitsfähig, symptomfrei sein?“)

Die „Heilungserwartungen des Bezugssystems werden an die Psychotherapeuten weitergegeben („Mache mich bitte ganz ganz schnell gesund, ich werde dringend gebraucht!“).

„Spüren Sie schon eine Besserung?“ (fragt der Hausarzt nach der ersten Sitzung); „Jetzt bist Du doch schon so lange bei dem Therapeuten und immer noch…! schallt es Ihnen vom Partner entgegen“ „Ich muss jetzt wohl alles alleine erledigen, alles bleibt bei mir hängen!“.

(Seit einigen Jahren häufen sich zudem die Anrufe von sog. „Case-Managern“ der Krankenkassen: „Wann gehen Sie wieder arbeiten?“).

„Wirkt es schon?“ – fragt der Hausarzt nach der ersten Psychotherapiestunde: sie geraten unter Druck weil Sie denken, die Therapie gehe zu langsam vor sich… Stop! Sie brauchen ihren Psychotherapeuten nicht zuwechseln. Ihr Arzt hat lediglich Fragen aus der Sicht eines Arztes gestellt, der die Wirkung von Tabletten oder Zäpfchen beim nächsten Treffen prüfen möchte! 

„Wann können Sie wieder arbeiten“ – fragt der Arbeitgeber, und neuerdings auch der „Case-Manager“ ihrer Krankenkasse, oft noch bevor Sie den ersten Euro Krankengeld erhalten haben.

Reaktionsempfehlungen

„Bitte mache/ macht mir keinen Druck, ich bin krank und brauche Ruhe und Schonung. Druck verschlimmert meine Befindlichkeit und trägt nichts zur Verbesserung bei!“ 

„Ich verstehe Deine Angst und Deine Sorge um meine Gesundheit, aber mit Deinen Ängsten und Deinem Erwartungsdruck löst Du in mir negativen Stress aus. Bitte verschone mich mit diesen Anforderungen, wie bei einer schweren Grippe brauche ich jetzt Zeit zum regenerieren.“

„Aufgrund meiner psychischen Situation kann ich derzeit keine Aufgaben übernehmen, die mich überfordern. Wir können aber gemeinsam überlegen, wie die Arbeiten und Aufgaben erledigt werden können, so dass Du nicht überlastet wirst!“

Reaktionsempfehlung gegenüber den Case-Managern der Krankenkassen: “ Bitte rufen Sie mich nicht mehr an! Ihre Anrufe belasten mich zu sehr, ich fühle mich durch diese Telefonate unter Druck gesetzt, sie verschlimmern meinen psychischen Zustand! Lassen Sie mir Ihre Anfragen bitte schriftlich zukommen oder sprechen Sie mit meinem Arzt!“

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7. Lasse Dir von niemandem Themen aufnötigen über die Du nicht reden möchtest!

(Überschneidet sich mit Nr. 1 „Befindlichkeitsbefragung“)

»Nun, Herr Kirch, noch immer keine Nachricht von dem Heinz?« Hans Adam fuhr zusammen, aber er blieb stehen, die Frage war ihm lange nicht geboten worden. »Reden wir von was anderem, wenn’s gefällt, Herr Pastor!«“ (aus „Gesammelte Werke von Theodor Storm)

Allergrößte Zurückhaltung ist geboten ist bei Befindlichkeitsbefragungen und Verhörsituationen am Familientisch, bei Verwandtschaftstreffen, bei Feiern oder Festen von Freunden, Bekannten oder Kollegen:
Lassen Sie sich anläßlich dieser Ereignisse bitte niemals(!) zum Gesprächsthema als „Psycho-Patient“ oder als „Verlierer“ machen!

Beispiel 1: Pivate Patientengespräche“:
I „Diagnosephase in der privaten Eßtisch-Kaffeetischklinik“:
„Was macht Deine Depression? Hast Du eigentlich immer noch diese Ängste? Du siehst aber schlecht aus, wieso ißt Du denn so wenig? Burn out sagen alle, die zu faul zum Arbeiten sind…; Oma hatte auch immer Angst vor Spinnen und Wespen…; Frau  Mütze fragt, ob DU IMMER NOCH NICHT ZUR ARBEIT/ ZUR SCHULE/ ETC. GEHST? Wie ist das denn mit Deinen Zwangshandlungen, die sind doch vollkommen sinnlos…Wie Du traust Dich nicht mit Bus oder Bahn zu fahren,?nicht auf die Autobahn, das gibts doch gar nicht: Aber du hast doch den Führerschein, Nimmt euer Sohn / eure Tochter immer noch Drogen/ TRINKT/ Raucht jetzt etwa schon BONG? …etc- etc.

Reaktionsempfehlungen:

„Wenn ihr vorhabt, mich jetzt zum Kaffee-Thema zu machen, – und ihr keine anderen Themen habt – gehe ich jetzt spazieren. Wer kommt mit?“

„Über mich lohnt es sich nicht gross zu reden; ich schlage vor, wir sollten mal wieder Mensch-Ärgere-Dich spielen!“

Beispiel 2:  Der „berühmte Onkel“ will Sie genüsslich ausquetschen  und niemand wagt es, ihn dabei zu bremsen:

Paff, Paff…Der Familienakademiker Onkel Fritz saugt an seiner Zigarre, sein Blick kreist mit Adlerblick suchend im Wohnzimmer herum und bleibt wie zufällig prüfend scharf an IHREM ÄNGSTLICH VERKRAMPFTEN GESICHT hängen, sein massiger Leib wirft sich nach vorne: „WAS MACHEN DENN DEINE ÄÄÄÄNGSTE? WANN WILLST DU DENN WIEDER ARBEITEN GEHEN?“ PAFF, PAFF wackelt die Zigarre…

Lassen Sie sich im Rahmen familiärer, freundschaftlicher oder kollegialer Zusammenkünfte keine Gesprächsthemen aufzwingen, über die Sie nicht reden möchten!  (Dies gilt selbstverständlich nicht für beruflich! bedingte Gespräche am Arbeitsplatz…)

“ Wie läuft denn Deine Therapie, was wurde besprochen?“ „Was macht Dein Job?“ „Was hast Du falsch gemacht?“ „Was hast Du denn für Zukunftspläne?“ „Wie wirkt sich Deine Krise auf Deine Beziehung/ Deine Ehe/ Deinen Job etc. aus?“ „Was sagen denn jetzt die Schwiegereltern?“ etc.

Sie sollten sich auf keine – von anderen eingespielten – Themen einlassen, die Ihnen unangenehm sind, die niemanden etwas angehen oder über die Sie in diesem Rahmen, in dieser Situation oder gegenüber DIESEM „Aushorcher“ nicht antworten möchten. Lassen Sie sich von anderen nicht zum Deppen machen!!!

Reaktionsempfehlungen:

„Lieber Onkel, über mich können wir beide mal in aller Ruhe sprechen. Über guten Rat und konkrete Hilfe von Dir wäre ich seeehr dankbar!“

„Auf diese mich betreffende Themen möchte ich heute nicht eingehen, lass uns über andere Themen reden, die allen mehr Spaß bereiten!“

Im Falle einer psychischen Erkrankung bleibt zum Leidwesen der Betroffenen Vieles liegen, es läuft manches schief, was unter „normalen“ Umständen geklärt oder gut erledigt wäre. Trennungserlebnisse, Arbeitsplatzverluste, Schulprobleme oder andere belastenden Themen haben evtl. mit zur Entwicklung der seelischen Erkrankung beigetragen. Aus diesem Grunde sind neugierig-explorierende Nachfragen anderer („Verhörsituationen“ beim Sonntagskaffee, bei Familienfeiern, beim Stammtisch etc.) über ihre berufliche Situation, ihr Beziehungsleben, die Erziehung ihrer Kinder oder den Verlauf ihrer Psychotherapie überhaupt nicht hilfreich. Im Gegenteil wirken diese heuchlerisch-anteilnehmenden Aushorchungen psychisch sehr belastend, niederschmetternd, beschämend aus.

Dies sollten Sie auch klar zum Ausdruck bringen: „Über dieses Thema möchte ich hier/ jetzt/ in diesem Rahmen nicht sprechen. Wir können aber gerne über unseren Urlaub, das neue Auto, den schulischen Erfolg der Kinder reden oder aber auch Kniffeln und „Mensch Ärgere Dich nicht!“ spielen.

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8. Lasse Dich von niemandem in konstruierte Vergleiche mit anderen Menschen einspannen – weder als „Leuchtendes Vorbild“ noch als „Ewiger Verlierer“!

Bitte lassen Sie sich niemals mit anderen, vorgeblich „besseren, erfolgreicheren, fleißigeren, gesünderen, braveren etc.“ Menschen vergleichen! Verglichen zu werden ist wie ein Hütchenspiel: man verliert immer! Der „Vergleicher“ konfrontiert Sie mit einem Vergleichspartner, dass Sie immer der Loser sind.

„Bei mir ging das alles aber sehr viel schneller!“ „Der Kollege war schon nach 10 Therapiesitzungen wieder am Arbeitsplatz“ „Unser Nachbar ist einige Jahre älter, aber wie rasch der wieder fit war…!“ „Andere Menschen in Deiner Situation werden sehr viel schneller wieder gesund!“

Es passiert nicht selten, dass Menschen in Krisen sich ungefragt Vergleichen mit vermeintlich wesentlich besseren, irgendwie „gesünderen“ Menschen ausgesetzt sehen. Der „Vergleicher“ hat sich ermächtigt, die Vergleichspartner so zusammen zu stellen, dass Sie in jedem Fall schlecht aussehen. Der Vergleich wurde „konstruiert“: Konstruierte Vergleiche sind interessengeleitet, sie lösen unnötigen Druck aus und haben keinerlei Nutzen für den Heilungsprozess, ganz im Gegenteil.

Reaktionsempfehlungen:

„Ich möchte nicht verglichen werden mit anderen Personen – wie Du auch sicherlich mit niemandem verglichen werden möchtest. Ich bin ich, und ich bin unvergleichlich.“

„Immer wenn Du mich mit anderen Menschen vergkeichst, setzt mich dies unter Druck. Ich denke dann, ich bin nicht gut genug so wie ich bin!? Soll ich in Deinen Augen ein anderer sein?“

„Ich überlege gerade, mit wem ich Dich vergleichen könnte, so dass Du weisst, wie ich mich fühle!“

„Bitte hör auf, mich mit Dir oder irgend einem anderen Menschen zu vergleichen: Ich bin Ich!“

„Vergleiche mit anderen Menschen sind unfair, machen Druck und führen dazu, dass ich mich schlecht fühle! Willst Du das?“

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9. Lasse Dich nicht verwirren und verunsichern durch „Ratschläge“ von Laientherapeuten oder Besserwissern!

Schützen Sie sich vor dem Gesundheitsterror ihrer Lieben und deren „Rat-Schlägen“ unter dem Deckmantel ängstlicher Sorge um IHRE Gesundheit. „Du solltest JEDEN TAG Meditieren!“, „Du musst mehr Obst und Gemüse essen!“ „Du musst jeden Tag Sport machen!“. 

Reaktionsstrategien:

„Ich bedanke mich bei Dir für Deine Liebe und Anteilnahme. Aber jetzt brauche ich Dich als Partner, als Elternteil, als Geschwister UND NICHT ALS PSYCHOTHERAPEUT!“

„Ich spüre, dass Du mir helfen möchtest, aber die Art und Weise, wie Du dies machst, fühle ich mich wie ein kleines unmündiges Kind!“

„Ich werde mich bei Dir melden, wen ich deine Hilfe benötige. Wenn Du mir dann zur Seite stehst, werde ich mich sehr freuen!“

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10. Lasse Dich von niemandem durch verletzende Bemerkungen bezüglich deiner seelischen Krise bzw. deiner psychotherapeutischen Behandlung von Deinem neuen Weg abbringen!

Wehren Sie sich MIT ALLEN MITTELN gegen Herabsetzung, Demütigung und Beschämung im Krisenfall

„Unser Kind ist leider immer noch Bettnässer!“; „Unser Sohn ist Asperger-Autist“; „Unsere Tochter ist Bulimikerin“; „Mein Mann, Meine Frau ist schon lange depressiv!“ etc. etc. „Alle Faulpelze sind angeblich DEPRESSIV!“

Beschämende Bloßstellungen sind für viele psychisch kranke Menschen ständige Wegbegleiter.

Als „immer schon bequem“, als „faul“, „zu dumm“, als „immer schon verrückt“ muss sich kein körperlich Erkrankter bezeichnen lassen. Die Erkrankung scheint für sich selbst zu sprechen. Bei psychisch Erkrankten sind diese verletzenden Bemerkungen von der Seitenlinie eher die Regel als die Ausnahme. Verletzende Bemerkungen wie „Du Dummkopf, Depp, Trottel, Faulpelz, Nichtsnutz, Verlierer, Versager, Memme“ etc.  sind nicht selten „verbale Begleiter“ von Menschen, die sich in einer seelischen Krise, in Ängsten oder in depressiven Zuständen befinden.

Verletzende Bemerkungen wie „Du Dummkopf, Depp, Trottel, Faulpelz, Nichtsnutz, Verlierer, Versager, Memme“ etc.  sind nicht selten „verbale Begleiter“ von Menschen, die sich in einer seelischen Krise, in Ängsten oder in depressiven Zuständen befinden.

Reaktionsempfehlungen: Falls Ihnen tatsächlich jemand aus Unwissenheit oder Böswilligkeit  „Faulheit, Dummheit oder Egoismus“ mit Bezug auf ihr krankheitsbedingtes Verhalten vorwirft, reagieren Sie am besten mit einem gelassenen „Wenn Du meinst!“

„WENN DU MEINST!“…

Mit dieser lässigen Reaktion von Ihnen wird die verletzende, beschämende oder entwertende Aussage ihrem Gegenüber zurückgespielt! Sie hingegen rechtfertigen sich nicht und wehren so die Aussage als nicht auf Sie zutreffend ab!

Menschen in Zuständen depressiver Erschöpfung oder ängstlicher Vermeidung müssen sich manchmal sehr entwertende Sprüche anhören!

„Du  bist ganz schön bequem, stinkend faul, warst schon immer ein Faulpelz!“

Dieserart entwertende und sozial verurteilende Zuschreibungen versetzen den psychisch kranken Menschen in hochbelastete emotionale Gefühlszustände mit Ablehnungs- und Ausgrenzungsängsten in Verbindung mit massiven Selbstzweifeln.

Reaktionsempfehlung: „Ich wünsche mir, niemals mehr in dieser verletzenden Weise von Dir/ Euch angesprochen zu werden. Mir geht es nicht gut, und ich würde mir eure Hilfe wünschen statt diese Kränkungen!“

„Dass ich Probleme habe gibt Dir / Euch noch lange nicht das Recht, mich derart entwertend zu behandeln!“

„Wieso tust Du/ tut ihr mir weh, anstatt mir zur Seite zu stehen?“

„Ihr entwertet euch durch diese verletzenden Sprüche selbst, und sie fallen auch auf euch zurück. Ich werde mich dadurch nicht von meinem Weg abbringen lassen, falls dies das euer Ziel sein sollte!“

Entwertung der psychischen Erkrankung als „Krankheit“

Die seelische Erkrankung als solche wird ebenfalls oft genug entwertet oder fehlgedeutet als das manifeste Ergebnis von „Faulheit“, „Dummheit“, „Ungehorsam“, etc. Kein Grippekranker müsste sich Kommentare anhören wie z.B., dass er sich doch nicht so anstellen solle – oder dass man sich schämen solle, der Familie solche Probleme zu bereiten!

Selbst eine Reihe von Ärzten – die es eigentlich besser wissen müssten – bezeichnen eine ganze Reihe seelischer Erkrankungen als „Befindlichkeitsstörungen“!

Reaktionsempfehlungen:

Entwertung der psychotherapeutischen Behandlungsmethode und des Psychotherapeuten

Die professionelle Behandlung seelischer Erkrankungen, die Psychotherapie, wird von vielen Menschen kommentiert, attackiert, sabotiert, entwertet etc.. Meist sogar von Menschen, die noch niemals eine psychologische Praxis von innen gesehen haben geschweige denn sich selbst einmal einer psychologischen Behandlung unterzogen haben.

Last but not Least sind es auch die Psychotherapeuten, die professionellen Behandler seelischer Erkrankungen, die gegenüber dem Patienten von vielen Seiten bewertet, kritisiert, entwertet werden.

Von den Ärzten wissen die meisten, dass diese ein 10jähriges Studium absolviert haben, um ihren Arztberuf ausüben zu können und zu dürfen. Dass auch wir Psychotherapeuten eine 10jährige zertifizierte Ausbildung durchlaufen müssen, wissen die wenigsten. Falls doch, wird diese Universitätsausbildung dennoch als Zauber, als Quatsch-Veranstaltung, als Hokuspokus eingeschätzt und bewertet.

Kein Arzt müsste sich als „Irrer“ bezeichnen lassen, als Behandler, „der selbst am meisten gestört“ ist, als Scharlatan, als psychisch krank beschimpfen und entwerten lassen. Gegenüber den Patienten geschehen diese Entwertungen jedoch wesentlich häufiger wie man vermutet; allerdings öffnen sich die Patienten diesbezüglich nur auf entsprechende Nachfrage.

FAZIT: Im Falle einer Psychischen Erkrankung fühlt sich jedermann berufen, Kommentar zum Patienten, zur Psychischen Erkrankung, zur Psychotherapie oder in Bezug auf den Psychotherapeuten loszuwerden.

Reaktionsempfehlungen:

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11. Schütze Dich vor raffinierten Therapie-Sabotagen und vor dem Versuch anderer, Deinen Wunsch nach Entwicklung und psychischer Heilung zu hintertreiben!  

Lassen Sie sich von niemandem ihre positiven Emotionen wegreden – die man auch im Falle einer Krise haben kann). Manche Menschen können sich nicht mit Ihnen freuen, oder reagieren neidisch, wenn sie den Eindruck haben, dass es Ihnen besser geht wie ihnen selbst.

(„Jetzt bist Du obenauf, aber morgen weinst Du Dich wieder bei mir aus!“ „Wenn der Vogel singt, kommt die Katze!“

(„Der ganze Therapiequatsch bringt doch ALLES nichts!“; „Die Therapeuten sind doch selbst ALLE VERRÜCKT!“; „Wenn Du weiter zur Psychotherapie gehst werde ich mich von Dir trennen!“).

Reaktionsempfehlungen:

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12. Lasse Deine psychischen und physischen Kräfte nicht von Energiesaugern ausnutzen und ausbeuten.

Die AUSNUTZER: „Du hast ja jetzt Zeit, Du bist ja nicht KÖRPERLICH krank!“ „Mir zur Liebe wirst Du doch einmal eine Ausnahme machen können!“ „Ist das jetzt der Dank für unsere jahrelange Unterstützung!“ „Immer wenn man Dich braucht, lässt DU einen im Stich!“

„Du hast ja jetzt Zeit!“ –  So oder ähnlich hat schon so mancher Patient morgens eine umfangreiche To-Do-Liste überreicht bekommen – zum Abarbeiten! Bitte lassen Sie sich nicht einspannen oder ausnutzen, nur weil Sie nicht organisch erkrankt sind! Aufgrund einer psychischen Erkrankung AU-geschrieben ist die Gefahr groß, von lieben Angehörigen zum Aufräumen, Umräumen, Renovieren, Umziehen, Ausbauen etc. eingespannt zu werden, insbesondere,wenn man handwerklich-praktische Fähigkeiten besitzt. Auch Anrufe von Freundes- und Bekanntenkreisen oder Vereinen können sich häufen: „Wir haben gehört, dass Du jetzt etwas mehr Zeit hast. Da haben wir gedacht Du könntest doch…!“

„Tut mir sehr leid, ich bin derzeit etwas angeschlagen und brauche Ruhe, ziehe mich zurück. Meine eigenen Dinge bleiben derzeit auch liegen. Du/ Ihr müsst euch an andere Menschen wenden, die euch bei der Lösung eurer Probleme helfen. Ich stehe derzeit leider nicht zur Verfügung.

Die Patienten selber unterschätzen meist die energetischen Auswirkungen ihrer psychischen Erkrankung. Oft aus dem  Gedanken heraus, nicht wirklich „körperlich“ krank zu sein, sondern „nur psychisch“ fühlen sie sich verpflichtet, die Ärmel hochzukrempeln. Statt sich zu schonen und Energie einzusparen für die Psychotherapie und die seelische Heilung stürzen sich in überlastende Arbeiten für andere Menschen. („Aber sie ist doch meine Schwester/ meine Freundin/ etc. , da muss man doch helfen!“)

Nein, wer selbst erkrankt ist, muss sich schonen und seine Kräfte aufsparen, dies gilt sowohl für den körperlich kranken wie für den psychisch kranken Menschen.

Die Einspanner ODER Die To-Do-Liste!
Im Falle einer psychischen Erkrankung kommt es – im Gegensatz zu körperlichen Erkrankungen – sehr oft vor, von anderen – nicht selten nahestehenden – Menschen für das „Abarbeiten von To-Do-Listen“ oder gleich für die komplette Renovierung der neuerworbenen Wohnung eingespannt zu werden. Kraft und Zeit des psychisch Kranken werden manchmal rücksichtslos für die Bearbeitung fremder Interessen eingefordert.
VORSICHT: Der Einsatz ihrer! Energie und ihrer! Zeit für fremde Zwecke fehlt ihnen dann für ihre Behandlung und für die Umsetzung eigener – heilender – Interessen. Ihr innerer AKKU kann sich nicht richtig aufladen wie ein Handy, was nicht an den Ladestrom kommt!
„Du hast doch jetzt Zeit, dann kannst Du mir/ uns doch etwas helfen!“ werden Sie evtl. von Freunden oder Bekannten hören. Aufgrund psychischer Erkrankung arbeitsunfähig werden Sie von anderen Menschen nicht selten wie eine Art „Urlauber auf Krankenschein“ behandelt. Ihre krankheitswertige Störung und die damit verbundene energetische und emotionale Beeinträchtigung wird von „Nichtbetroffenen“ meist unterschätzt. (Bei einer schweren Grippe sind sich alle über die damit verbundenen Einschränkungen und eine notwendige Schonung einig!)
„Mach es bitte mir zur Liebe!“ ist z.B. so ein emotionaler Einspanner (durch „liebevolle Erpressung!) und ein verdeckter Energieverbraucher im sozialen Nahraum. „Du läßt mich ganz schön im Stich!“, „Du machst es Dir ja richtig bequem!“ verstärken mittels Schuldgefühlen den Druck auf den Kranken, wieder perfekt zu funktionieren.

Bitte, sagen Sie diesen „Einspannern“, dass Sie nicht umsonst AU geschrieben bzw. beim Psychotherapeuten in Behandlung sind. Teilen Sie ihren Lieben mit dass Sie aufgrund ihrer Erkrankung besonders viel Rücksichtnahme, Entlastung, liebevolle Schonung, Zeit für sich selber und sehr viel positive, heilende Erlebnisse brauchen.

Alle, die sich darüber hinwegsetzen, sind ausschließlich an ihrer Nutzfunktion, aber keinesfalls an ihrer psychischen Genesung interessiert!

Reaktionsempfehlungen:

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Kapitel 3  Psychologische Hintergründe für negative Einwirkungen 

Über die psychologischen Ursachen für verbale Angriffe auf psychisch kranke Menschen und auf die psychotherapeutische Behandlung

Im Gegensatz zur organischen Erkrankung, wo die schiere Macht des Faktischen in Form von Blut- und Urinproben, Puls und Blutdruck, Bildauswertungen, Messwerte aus EEG und EKG (gepaart mit der Angst der Laien, sich in ärztliche Behandlungskonzepte einzumischen) in den allermeisten Fällen ähnliche emotional belastende Erlebnisse verhindert, ist im Falle seelischer Krisen der öffentlichen Bewertung, Kommentierung und laienhaften Be- und Verurteilung Tür und Tor geöffnet. Die Macht des Faktischen und der unwidersprochene Behandlungsvorbehalt der Ärzte unterbinden dieser Art Beeinflussung. Die medizinische Fachsprache und die darin enthaltene ärztliche Behandlungskompetenz schützen den körperlich kranken Menschen vor den Invektiven („Schmähreden“) und den pathogenen Narrativen (Feststehende Erzähl- und Redeweisen“) ihrer Mitmenschen. Der psychisch kranke Mensch bewegt sich auch während der Behandlung in dem ihm vertrauten Sprachraum, und zwar auf eine besonders intensive Art. Der psychotherapeutische Kontakt verlangt geradezu ein beiderseitiges intensives Verstehen, was die Benutzung von Fachbegriffen so gut wie ausschließt. Gerade weil sich die psychotherapeutische Behandlung ausdrücklich in der Alltagssprache vollzieht, sehen sich die Patienten außerhalb des geschützten Praxisraums nicht selten einem emotionalen Tschernobyl schutzlos ausgeliefert. Viele Menschen in der sozialen Umgebung  der Patienten meinen, sie müssten, könnten, dürften und sollten mitreden: scheint sich doch die Behandlung seelischer Störungen irgendwie zwischen Ratschlägen und  intensiven Einpaukens neuer Verhaltensweisen zu bewegen.

Diese von außen kommenden verbalen Einwirkungen auf den Patienten und auf den Behandlungsprozess werden vom Patienten in den seltensten Fällen kommuniziert. Wieso? Die Patienten sagen uns nicht Alles!

Das Privatleben der Patienten ist den Psychotherapeuten eine Terra Incognita, ist ihnen in etwa so erschlossen wie die „Dark Side of the Moon“. Zu 99% findet das reale Leben unserer Patienten lediglich in unseren Vermutungen und Phantasien statt. Viele Gründe führen dazu, dass unsere Patienten nicht immer von diesen mehr oder weniger therapieschädlichen Einflüssen berichten. Die verschiedenen verbalen Einwirkungen können – bleiben sie unentdeckt – zu erheblichen Verzögerungen, verminderter Wirksamkeit wenn nicht sogar zu Therapieabbrüchen führen). Ein wesentlicher Grund ist der, das uns die Patienten nicht mit der Wiedergabe ihrer Erfahrungen verletzen und beschämen wollen. Dabei schämen sie sich nicht so sehr wegen der oft zweiflerischen und verunsichernden Bemerkungen ihrer Bezugspersonen, sonder mehr noch wegen ihrer selbst, wegen ihrer psychischen Symptome: nicht selten geben sie anderen Menschen unbewusst das Recht zu diesen oft verrletzenden Einreden.

Im übrigen spielen die bewussten oder unbewussten Motive der BP „hinter“ ihrer verletzenden, irritierenden oder kränkenden Sprache in diesem Ratgeber eine eher untergeordnete Rolle. Beim VADEMECUM „TherapieSchirm“ geht es nicht um den Austausch von bewussten und unbewussten Motiven zwischen BP und „Patient“, sondern darum, dass und auf welche Art und Weise sich die Patienten vor den psychischen Auswirkungen pathogener Sprache und energiezehrender Aktivitäten wehren und schützen können.

Die Gründe für diese negativen, d.h. pathogenen Einwirkungen für thematische Aushorchung, emotionale Ausbeutung, verletzende Bemerkungen, besserwisserische Einreden, Ratschläge, Bewertungen, Vorwürfe und Verurteilungen etc. sind vielfältig. Die Hauptgründe für das Interesse der Menschen am Schicksal von Menschen in der Krise sind Neugier, Mitgefühl, Hilfsbedürfnis, aber durchaus auch geheuchelte Anteilnahme, Befriedigung am und Selbsterhöhung durch das Scheitern anderer, und schließlich auch große Angst, die Kontrolle über jemanden zu verlieren, den man lebensnotwendig braucht so wie er eben ist.

a) Veränderung des Patienten als Bedrohung der eigenen Veränderungsangst
Wenn sich jemand aus einem seelischen Leiden heraus in psychotherapeutische Behandlung begibt, bringt er damit zum Ausdruck, dass er etwas in seinem Leben verändern möchte. Ähnlich wie ein Raucher oder ein Biertrinker, der am Stammtisch verkündet, dass er ab sofort nicht mehr Rauchen, oder nur noch alkoholfreies Bier trinken möchte. Wie jemand, der sich vornimmt, eine Diät zu machen oder vegetarisch zu leben, mehr Sport zu treiben etc. etc.
Nicht alle freuen sich darüber, wenn sich jemand aufmacht, um in einem für ihn wichtigen Punkt etwas zu verändern, z.B. aufmerksamer und rücksichtsvoller mit sich selber umzugehen.

b) „Aus der Rolle fallen“ des Patienten als drohende Verweigerung der ihm vom Bezugssystem zugewiesenen Rollenfunktion!
Manche Menschen, die sich selbst diese Veränderung nicht zutrauen, sind versucht, den „Veränderer“ zu verführen, („Komm, noch eine letzte Zigarette, noch ein Glas Wein wird doch erlaubt sein!“ „Ein Stückchen Kuchen…ich bitte Dich!“) ihm mit Ausgrenzung zu drohen („Da wissen wir aber noch nicht, ob Du dann noch zu uns passt!“, „Dich hat der Therapeut richtig umgedreht, Gehirnwäsche“), ihn zu entmutigen („Das hältst DU doch sowieso nicht durch!“, „Morgen isst, paffst und trinkst Du wieder am meisten von uns allen!“).

Eng mit dieser symptomatischen Veränderung verbunden ist die mögliche Veränderung der Rollenfunktion innerhalb einer Gemeinschaft. Diese Rollenfunktionen, ihre dramaturgischen Spielräume und Grenzen werden durch private Narrative (Erzählformen) festgeschrieben.

EIN Ziel der Psychotherapie ist das „In-Frage-Stellen“ und eine Veränderung der – meist von Kindheit oder Jugend an – VERSCHRIEBENEN Rollenfunktion, deren Träger wie von einer geheimen „Regieanweisung“ ganz spezielle „psychische Aufgaben“ im Bezugssystem erfüllen sollen. ImLaufe der Psychotherapie wird dem Patienten u.a. seine Rollenfunktion, die damit verbundenen Vor- und Nachteile in Bezug auf Denken und Handeln bewusst gemacht. Damit soll ihm eine Befreiung aus dem Rollenkorsett zugunsten einer selbstbestimmten Rollenwahl möglich werden.

Beispiele für Rollenzuweisungen:
(„So warst Du schon von Kind an, schon als kleines Kind,…genau wie Onkel Eduard, ähnlich wie Tante Heide, unser Sorgenkind, unser Unglücksrabe, unser Pechvogel, unser Überflieger, Faulpelz, Jammerlappen, Dummkopf, schwarzes Schaf, Sonnenschein, Glückspilz, Lahmarsch, Depp, Verlierer, Verräter, etc. etc.).
Der Entwicklungsschritt des „Aus-der-Rolle-Fallens“ wird nicht von allen Mitgliedern des Bezugssystems mit Beifall begleitet – einige tun evtl. nur so, als ob Sie darüber erfreut sind (um verdeckt zu sabotieren), andere hingegen entwickeln geradezu panische Ängste und unternehmen wirklich alles, diese „Rollenflucht“ zu verhindern.

Patienten mit körperlichen Erkrankungen stehen unter der professionellen Behandlungs-Regie eines Arztes. Weder Außenstehende noch Bezugspersonen der Kranken mischen sich in die Behandlung bzw. die Behandlungsbeziehung ein.
Diese Nicht-Einmischung und Nicht-Kommentierung durch Dritte liegt zum einen daran, weil die meisten Menschen von den konkreten medizinischen Zusammenhängen und deren Behandlung KEINE AHNUNG haben. Darüber hinaus trauen sie sich auch nicht, die Behandlungsautorität des Arztes anzugreifen und damit indirekt Verantwortung für den Behandlungsverlauf zu übernehmen.

In aller Regel belassen es die Menschen dabei, bei schwereren körperlichen Erkrankungen ihr Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen, man ringt nach trostreichen Worten, kauft Saft oder Kekse, um neben dem obligatorischen „Gute Besserung“ zu einem möglichst guten emotionalen Zustand des Patienten beizutragen.

Gleichgültig ob jemand unter einer schweren Grippe leidet, eine Herzerkrankung oder Diabetes Typ B hat, wird der somatisch erkrankte Patient während der Behandlung weitestgehend von besserwisserischen, entwertenden oder verunsichernden Kommentaren verschont. Auch die Autorität des Arztes bleibt gegenüber den Patienten von Angriffen, von Entwertungen oder Besserwissereien verschont: zum einen fehlt den Bezugspersonen (BP) meist das entsprechende Fachwissen, und , wie oben schon gesagt, möchten sich die Menschen die Verantwortung für einen Therapieerfolg auf sich laden oder sich durch „unverantwortliches Hineinreden“ gar schuldig machen an unglücklichen Behandlungsverläufen.
Völlig anders sieht die Situation der Patienten einer ambulanten Psychotherapie innerhalb ihrer sozialen Umgebung aus!